Das Projekt
Ziel und Vorgehen
Die erneuerte KVA Turgi soll wie bisher rund 120’000 Tonnen Abfall pro Jahr verwerten können und auf dem aktuellen Stand der Technik sein. In einer detaillierten Machbarkeitsstudie wurden mögliche Aufstellungsvarianten erarbeitet und bewertet. Im Sommer 2023 traf der Verbandsvorstand die Variantenwahl. Ende September hat die Abgeordnetenversammlung den Projektierungskredit bewilligt.
Aufstellungsvariante
Eckwerte
Landreserve
Für die Erneuerungsarbeiten ist auf dem Areal der KVA Turgi kaum Platz vorhanden. Parkplätze, Büro- und Aufenthaltscontainer des Baupersonals müssen anderswo aufgestellt werden. Die Abgeordnetenversammlung hat im Mai 2023 dem Erwerb eines rund 10’000 Quadratmeter grossen Grundstücks von der Fima Merz in unmittelbarer Nachbarschaft zugestimmt. Dieses dient dem Verband auch als strategische Landreserve für weitere Projekte.
Start Strategieprozess
Kooperationsabklärungen mit Limeco (Dietikon) und KVA Buchs
- Aargauer und Zürcher KVA prüfen gemeinsamen Standort ab 2030 (10.2016)
- Kein gemeinsamer Standort für Aargauer und Zürcher KVA ab 2030 – Projekt beendet (11.2017)
- KVA Buchs und Turgi planen Zusammenarbeit mit zwei Standorten weiter (02.2019)
- KVA Buchs und KVA Turgi setzen auf intensivierte Zusammenarbeit (10.2020)
Wiederaufnahme interner Strategieprozess
Machbarkeitsstudie
25.5.2023: Abgeordnetenversammlung (Genehmigung Landerwerb)
27.9.2023: Abgeordnetenversammlung (Bewilligung Projektierungskredit)
Projektierung
21.2.2024: Vereinbarung über Arealnutzung mit Abwasserverband Region Baden Wettingen (ABW)
20.3.2024: Vergabe Planungsleistungen an Planergemeinschaft unter Federführung der Ramboll AG![]()
30.7.2024: Unterzeichnung Planungsvertrag mit Planergemeinschaft![]()
12.2024: Ausnahmebewilligung für die Entfernung von Hecken und Ersatzmassnahmen
20.5.2025: Erster Infoabend für Quartierbevölkerung mit rund hundert Teilnehmenden![]()
17.9.2025: Unterzeichnung Landkaufvertrag mit Abwasserverband Region Baden Wettingen (ABW)
ca. 2028: Start Realisierung
ca. 2030: Start eigentliche Bauphase (auf ABW-Areal)
ca. 2033: Inbetriebnahme
Vorsitz
Präsident Gemeindeverband
Vorstandsmitglied Gemeindeverband
Direktor KVA Turgi
Vorstandsmitglied Gemeindeverband
Geschäftsführer Sika Schweiz AG
Vorstandsmitglied Gemeindeverband
Projektleiter Erneuerung KVA Turgi
Betriebsleiter KVA Turgi
Kontakt und Medien
Medien-mitteilung
Badener Tagblatt
Baden aktuell
Badener Tagblatt
Medien-mitteilung
Auskunftsperson
Philippe Ramseier
Präsident Gemeindeverband Kehrichtverwertung Region Baden-Brugg
Medienkontakt
Röthlin & Röthlin. Kommunikation
Thomas Röthlin
5405 Baden-Dättwil
078 649 04 91
mail@roethlins.com
Die schweizweiten Kapazitätsreserven betragen rund 10 Prozent. Die Schweizer KVAs sind jedoch mit Abfällen aus dem grenznahen Ausland gut ausgelastet. Zudem sind Reservekapazitäten wegen regelmässigen Revisionen und potenziellen Anlagenausfällen nötig. Aufgrund des Bevölkerungswachstums nimmt die Abfallmenge trotz vermehrtem Recycling insgesamt kaum ab. Ein Verzicht auf die KVA Turgi müsste also andernorts kompensiert werden. Von ihrer Abwärme profitieren die Fernwärmenetze der Fernwärme Siggenthal AG und der Regionalwerke AG Baden, wobei Letztere stark ausgebaut werden. Die Fernwärmebetreiberin Refuna ist auch an einem direkten Anschluss an die KVA Turgi interessiert, zumal das Kernkraftwerk Beznau voraussichtlich 2032/33 stillgelegt wird und damit keine Wärme mehr liefern kann.
Die geschätzten Investitionskosten gemäss Machbarkeitsstudie betragen 325 Mio. Franken (inkl. Landumlegung ABW, exkl. Carbon Capture and Storage). Die KVA Turgi hat bis Ende 2024 Rückstellungen für die Anlagenerneuerung in der Höhe von rund 150 Mio. Franken gebildet. Es kann davon ausgegangen werden, dass die KVA Turgi auch in Zukunft konkurrenzfähige Entsorgungstarife wird anbieten können – insbesondere angesichts des aktuellen Fernwärmepreises: Dieser liegt deutlich unter dem Branchenschnitt, da der KVA lediglich der durch ihre Wärmeproduktion entgangene Stromerlös entschädigt wird. In der Aufbauphase der Mitte der 1990er-Jahre gegründeten Fernwärme Siggenthal AG hat das Sinn gemacht. Für die Zukunft fordern die KVA-Eigentümerschaft und der Preisüberwacher zurecht, dass die Fernwärme zu marktüblichen Preisen verkauft wird.
Das historische Kerngeschäft der KVA Turgi ist die zuverlässige, kostengünstige und saubere Entsorgung des Kehrichts, namentlich für die 62 Mitgliedsgemeinden (Siedlungsabfall). In den letzten Jahren ist auch der Energieverkauf zunehmend in den Fokus gerückt. Mit Projekt KVA 2030 soll er nun nochmals auf ein neues Level gehievt werden. Dank zusätzlicher Leitungen, verbesserter Technik und Wärmespeichern wird die KVA Turgi einen guten Teil des Wärmebedarfs von der Regionalwerke AG Baden (RWB), der Fernwärme Siggenthal AG (FWS) und der Refuna AG decken können. Zudem kann der Stromverkauf u. a. auch durch die Nutzung von Batteriespeichern und der Teilnahme am Regelmarkt, welcher der Stabilisierung des Stromnetzes dient, optimiert werden. Die Ergreifung dieser Chancen erfordert nicht nur Investitionen, sondern auch andere Kompetenzen im Betrieb. KVA-Vorstand und Abgeordnete sind der Meinung, dass sich dies am besten durch die Auslagerung des Energiegeschäfts in eine 100%-Tochterfirma erreichen lässt. Diese kann z. B. auch Investitionen in die übergeordnete Optimierung der Fernwärmeversorgung in der Region tätigen, sodass möglichst viel der im Abfall enthaltenen Energie an die umliegenden Netzbetreiber verkauft werden kann. Und die KVA Turgi kann sich weiterhin auf ihre Kernkompetenzen im Bereich Abfallentsorgung konzentrieren.
Die gewählte Erneuerungsvariante hat zur Folge, dass gewisse Infrastrukturanlagen der Kläranlage Laufäcker verschoben werden müssen. Trotzdem wird diese ihrem gesetzlichen Auftrag auch während der Umbauphase vollumfänglich nachkommen können. Zudem ergeben sich für die Kläranlage auch betriebliche Optimierungen. Nicht zuletzt entschädigt die KVA Turgi den Abwasserverband ABW mit einer pauschalen Abgeltung von 18 Mio. Franken, was für die Beanspruchung der Teilparzelle und den Realersatz angemessen ist.
Im Nachgang der Entdeckung der grossen Dioxinbelastungen bei der KVA in Lausanne hat der Kanton Aargau Dioxin-Messungen im Umland der Aargauer KVAs durchgeführt. Für KVA Turgi haben die systematischen Messungen erfreulicherweise ergeben, dass keine grossen Belastungen bestehen. Bei einem Probestandort war zwar der sogenannte Prüfwert leicht überschritten. Allerdings ist eine Sanierung nicht nötig. Erfreulich ist auch, dass die Belastung seit der letzten Messkampagne in den 1990er-Jahren nicht zugenommen hat. Dies betätigt, dass unsere Rauchgasreinigung seit der Nachrüstung in den 1990er-Jahren gut funktioniert. Vor 50 Jahren war dies noch nicht der Fall, es gab ja auch noch keine gesetzlichen Grenzwerte. Aus dieser Zeit stammen allfällige Dioxinbelastungen im Zusammenhang mit KVAs.
Eine CCS-Anlage (Carbon Capture and Storage) ist zwar nicht Bestandteil des Erneuerungsprojekts gemäss Projektierungskredit. Parallel zum Vorprojekt werden jedoch auch für eine mögliche Umsetzung von CCS die Grundlagen erarbeitet. Damit erfüllt die KVA Turgi die Branchenvereinbarung mit dem Departement UVEK, wonach die KVAs Vorbereitungen für die Umsetzung von CCS bis 2050 treffen müssen, während eine Pilotanlage bis 2030 in Betrieb gehen muss. Diese erste Abscheidungsanlage wird voraussichtlich bei der KVA Linth in Niederurnen (GL) realisiert und von allen Schweizer KVAs gemeinsam finanziert. Aktuell erhebt die KVA Turgi (wie alle anderen KVAs in der Schweiz) zu diesem Zweck 27.5 Rappen pro angelieferter Tonne Abfall, wobei dieser Betrag ab 2027 auf mutmasslich 10 Franken steigen wird. Wie stark dieser Beitrag auf die Entsorgungspreise abgewälzt wird, ist noch nicht entschieden. Deutlich steigende Tarife hätte der Einbau einer eigenen CCS-Anlage in der KVA Turgi zur Folge, zumal eine solche Anlage aus heutiger Sicht sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb hohe Kosten verursacht. Einen entsprechenden Kreditantrag macht der Vorstand u. a. davon abhängig, dass ein schweizweiter Finanzierungsmechanismus etabliert ist.

